Digitale Cloud mit Datenströmen vor einem beleuchteten Serverrack – visuelle Darstellung für die Rolle von Multimode in modernen Netzwerken

Wie Unternehmen beim Netzausbau oft an der falschen Stelle sparen

Viele Unternehmen unterschätzen, wie stark die Qualität der Netzwerkverkabelung ihre tägliche Produktivität beeinflusst. Wenn es um Geschwindigkeit, Ausfallsicherheit und Zukunftstauglichkeit geht, setzen viele Entscheider zu spät auf Qualität – oft, weil die Technik hinter Begriffen wie Multimode, Dämpfungsverlust oder Bandbreite nicht klar verstanden wird. Dabei entstehen die echten Kosten nicht bei der Verlegung – sondern Jahre später im Betrieb.


Netzwerkausbau ist mehr als nur Kabelverlegung

Im Mittelstand wird IT-Infrastruktur oft als notwendige Ausgabe betrachtet – nicht als strategische Investition. Das führt zu Entscheidungen, die sich auf lange Sicht rächen. Die günstigste Lösung wirkt im Angebot verlockend, doch bei genauerer Betrachtung zeigt sich: Billige Komponenten limitieren das Potenzial ganzer Unternehmensbereiche.

Ein klassisches Beispiel: die Wahl der Glasfaserkabel. Multimode-Kabel werden häufig gewählt, weil sie in der Anschaffung günstiger und einfacher zu verarbeiten sind als Singlemode-Alternativen. Doch genau hier liegt das Problem. Die Reichweite und Übertragungsqualität sind limitiert – bei steigenden Anforderungen wird das Netzwerk zum Engpass.

Gerade in Hallen, Produktionsstätten oder über mehrere Etagen hinweg stoßen Multimode-Kabel schnell an ihre Grenzen. Wer hier spart, zahlt später doppelt: durch Nachrüstung, Ausfälle oder komplette Neuverkabelung.

Typische Sparfehler – und ihre Folgen

Viele technische Entscheidungen beim Netzausbau wirken auf den ersten Blick unbedeutend. Doch sie haben konkrete Auswirkungen auf die Stabilität, Geschwindigkeit und Erweiterbarkeit der Infrastruktur.

EntscheidungMögliche Folge
Einsatz von Multimode- statt Singlemode-KabelBegrenzte Reichweite, höhere Dämpfung, aufwändige Nachrüstung
Keine Redundanzen eingeplantTotalausfälle bei Kabelbruch oder Hardwaredefekt
Billige Patchkabel und DosenStörungen, schlechter Signalfluss, instabile Verbindung
Verzicht auf professionelle PlanungUnübersichtliche Struktur, mangelnde Skalierbarkeit
Nicht zukunftssicher dimensioniertKeine Reserven für neue Geräte, kein Ausbau ohne Umbau möglich

Diese Punkte zeigen: Sparen an den falschen Stellen hat klare, messbare Konsequenzen. Besonders problematisch wird es, wenn der Schaden erst nach Jahren sichtbar wird – und dann teuer behoben werden muss.

Techniker arbeitet an komplexer Netzwerkverkabelung in einem Rechenzentrum – Darstellung von physischer Infrastruktur mit Multimode-Verbindungen

Multimode: Verbreitet, aber nicht für alles geeignet

Multimode-Glasfaser ist im Mittelstand weit verbreitet. Sie funktioniert gut über kurze Strecken, etwa innerhalb eines Gebäudes oder einer Etage. Die Komponenten sind günstiger, die Installation unkomplizierter. Aber: Die Technik stößt bei höheren Entfernungen oder höheren Bandbreiten an Grenzen.

Ein häufiger Irrtum: Wer jetzt auf Multimode setzt, könne später „einfach umrüsten“. In der Praxis ist das meist nicht der Fall. Die Anschlüsse, aktiven Komponenten und Streckenlängen müssten dann komplett überarbeitet werden. Unternehmen, die mit Multimode beginnen, binden sich damit oft langfristig an veraltete Standards.

Wer in Richtung Digitalisierung, Automatisierung oder IoT denkt, sollte diese Einschränkungen ernst nehmen. Besonders bei Gebäuden mit Wachstumsperspektive oder neu geplanten Anlagen ist der Einsatz von Singlemode die nachhaltigere Lösung.

Warum wird trotzdem falsch entschieden?

Ein Hauptgrund: Die Technik ist erklärungsbedürftig. Begriffe wie OM3, OM4, Dämpfung, Dämpfungsbudget oder Lichtwellenleiter wirken abstrakt. Viele Entscheider verlassen sich auf Anbieter oder interne IT-Abteilungen, die wiederum aus Kostendruck oder Unwissenheit zur günstigen Variante raten.

Hinzu kommt: Angebote im Bereich Netzwerktechnik sind schwer vergleichbar. Nicht immer ist sofort sichtbar, welche Komponenten konkret geplant sind – oder welche Einschränkungen sie mitbringen.

Deshalb gilt: Nur wer sich mit den technischen Grundlagen befasst oder Beratung von neutraler Stelle einholt, kann strategisch entscheiden. Eine durchdachte Infrastrukturplanung zahlt sich spätestens dann aus, wenn Unternehmenswachstum, Cloud-Nutzung oder mobile Arbeitsplätze das Netzwerk belasten.

Der entscheidende Unterschied: Planung mit Weitblick

Ein Netzwerkausbau, der heute auf kurzfristige Einsparung setzt, blockiert oft die Entwicklung von morgen. Das betrifft nicht nur die Verkabelung selbst – sondern auch Netzwerkschränke, Switches, Patchfelder, Lüftungskonzepte oder Stromversorgung.

Unternehmen mit Weitblick setzen früh auf skalierbare Systeme. Dazu gehört:

  • Eine klare Netzstruktur mit dokumentierten Wegen

  • Die Integration von Redundanzen

  • Verwendung hochwertiger Komponenten mit langer Lebensdauer

  • Planung von Erweiterungspotenzialen

Wer Multimode dennoch einsetzt, sollte sich der Grenzen bewusst sein – und klug kombinieren. Etwa mit Singlemode als Backbone und Multimode für kurze interne Strecken.

Erfolg beginnt unter der Oberfläche

Was unter der Decke oder im Kabelkanal liegt, beeinflusst das Tempo, die Ausfallsicherheit und die Produktivität eines Unternehmens stärker, als viele glauben. Netzwerke sind heute kein Beiwerk mehr – sie sind Rückgrat moderner Betriebe.

Scheinbar kleine Unterschiede wie die Wahl von Multimode oder Singlemode machen im Alltag große Unterschiede. Wer hier auf Qualität, Redundanz und Skalierbarkeit setzt, spart langfristig – und schafft Raum für echtes Wachstum.

Mehrere Hände greifen ineinander greifende Zahnräder mit Symbolen – Symbolbild für Teamarbeit und strategische Planung bei Multimode-Netzwerken


Erfahrungsbericht aus dem Mittelstand: Günstig geplant – teuer korrigiert

Branche: Metallverarbeitung
Mitarbeiterzahl: ca. 40
Nutzung: Fertigung, Verwaltung, Maschinenanbindung, Cloud-Zugriff
Gebäude: Neubau mit standardisierter Elektroinstallation
Ausgangslage: Netzwerkausbau mit Fokus auf Kosteneffizienz

Ausgangspunkt: „Das reicht schon für unsere Zwecke“

Bei der Planung eines neuen Produktions- und Verwaltungsgebäudes setzte ein mittelständisches Unternehmen auf eine einfache Netzwerklösung. Die Verantwortlichen entschieden sich für Multimode-Glasfaserkabel, einfache Switches ohne Redundanz sowie günstige Patchkomponenten. Die Planung erfolgte über den Elektroinstallateur – ohne externe IT-Beratung.

Die Entscheidung basierte auf folgenden Annahmen:

PlanungBegründung
Multimode-Glasfaser (OM3)Günstiger und „ausreichend für kurze Strecken“
Keine Redundanzen„Kein Bedarf bei überschaubarer Gebäudestruktur“
Switches ohne Erweiterbarkeit„Zunächst genügt 1 Gbit/s – Wachstum ist nicht geplant“
Einfache Patchfelder und Leitungen„Standard reicht völlig aus“

Erste Probleme nach wenigen Jahren

Bereits nach 4–5 Jahren Nutzung traten erste Engpässe auf. Neue Maschinen mit IoT-Anbindung verlangten eine höhere Netzlast. Cloud-Dienste wurden intensiv genutzt, Software-Updates dauerten unverhältnismäßig lange und Remote-Zugriffe per VPN funktionierten nur instabil.

In einer technischen Analyse zeigten sich folgende Schwächen:

ProblemUrsache
Begrenzte Reichweite & DämpfungMultimode-Verkabelung nicht für alle Strecken geeignet
Hohe LatenzzeitenÜberlastete Switches ohne Reserven
Keine ErweiterungsmöglichkeitenVeraltete Infrastruktur, keine Skalierbarkeit
Risiko von KomplettausfällenKeine Redundanz bei Hardwaredefekten

Sanierung – mit deutlichem Mehraufwand

Schließlich musste die gesamte Backbone-Verkabelung auf Singlemode umgestellt werden. Neue Komponenten mit modularem Aufbau und höheren Datenraten wurden eingebaut. Auch die Netzstruktur wurde dokumentiert und überarbeitet.

MaßnahmeKostenfaktor
Austausch Multimode zu SinglemodeMaterial, Umbau, Unterbrechung des Betriebs
Neue aktive KomponentenHöhere Leistungsfähigkeit, Zukunftssicherheit
Neuplanung & DokumentationExterne Beratung + Planungsaufwand

Gesamtkosten: mehr als das Dreifache der ursprünglichen Investition.

Die Erfahrung zeigt: Was anfangs wie eine smarte Einsparung aussieht, kann sich mittelfristig als erheblicher Kostenfaktor entpuppen.

Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse:

FehleinschätzungTatsächliche Auswirkung
„Multimode reicht aus“Nicht für moderne Anwendungen & lange Strecken
„Redundanz brauchen wir nicht“Risiko für Ausfälle bei jeder Hardwarestörung
„Unsere Anforderungen ändern sich nicht“Wachstum, Cloud und neue Geräte führen zu Überlast
„Standard-Komponenten sind ausreichend“Geringe Lebensdauer, schwierige Skalierbarkeit

Empfehlung: Technik planen, nicht erraten

Wer Netzwerktechnik nur als Kostenstelle betrachtet, spart oft am falschen Ende. Besonders Multimode-Verbindungen sollten bewusst und nur dort eingesetzt werden, wo es technisch sinnvoll ist. Sobald größere Distanzen, hohe Bandbreiten oder langfristiges Wachstum absehbar sind, lohnt sich ein durchdachtes Konzept mit zukunftsfähigen Komponenten.


Stärke entsteht durch gute Planung

Netzwerk-Infrastruktur ist kein Ort für Kompromisse. Wer heute bewusst investiert, verhindert morgen kostspielige Ausfälle. Multimode mag verlockend günstig erscheinen – doch wer Reichweite, Flexibilität und Geschwindigkeit ernst nimmt, plant besser mit Weitblick. Es lohnt sich.

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