Richterhammer und Gesetzbuch mit der Aufschrift ‚Product Liability‘ auf einem Schreibtisch

So beugen Sie Haftungsrisiken in der Produktion vor

Produktionsfehler kosten – und ein Anwalt für Produkthaftung kommt oft erst ins Spiel, wenn es zu spät ist.
Dieser Beitrag zeigt typische Schwachstellen in der Fertigung und gibt konkrete Hinweise, wie Unternehmen Haftungsrisiken frühzeitig vermeiden.

Haftungsrisiko Produktion: Was auf dem Spiel steht

Hersteller und Importeure tragen die volle Verantwortung für die Sicherheit ihrer Produkte. Fehlerhafte oder unsichere Erzeugnisse können nicht nur zu Personenschäden führen, sondern auch Millionenklagen nach sich ziehen. Die rechtliche Grundlage bildet das Produkthaftungsgesetz (ProdHaftG) sowie ergänzende europäische Verordnungen.

Die drei größten Risiken in der Produktionskette:

  • Konstruktionsfehler: Ein Produkt ist von Anfang an falsch geplant, z. B. fehlende Sicherheitsvorkehrungen.
  • Fabrikationsfehler: Bei der Herstellung weicht das Produkt vom sicheren Soll-Zustand ab, etwa durch Materialmängel oder fehlende Prüfverfahren.
  • Instruktionsfehler: Unzureichende oder irreführende Gebrauchsanleitungen führen zu falscher Handhabung durch den Endverbraucher.

Unternehmen haften dabei verschuldensunabhängig – ein einziger Fehler kann ausreichen, um zur Verantwortung gezogen zu werden. Ein spezialisierter Anwalt für Produkthaftung wird oft erst dann hinzugezogen, wenn ein Rückruf droht oder bereits ein Schaden eingetreten ist.

Typische Schwachstellen in der Produktionspraxis

In der Praxis zeigen sich immer wieder ähnliche Versäumnisse. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen unterschätzen die Bedeutung strukturierter Sicherheitsprozesse.

Kritische Fehlerquellen sind u. a.:

  • unzureichende Dokumentation von Prüfverfahren
  • keine lückenlose Rückverfolgbarkeit
  • fehlende Schulungen im Bereich Produktsicherheit
  • mangelnde Zusammenarbeit mit externen Prüfinstanzen
  • Übertragung der Verantwortung an Zulieferer ohne klare Verträge

Gerade im Mittelstand wird die Pflicht zur Produktsicherheit häufig intern „mitgemacht“ – statt sie juristisch und technisch sauber zu definieren. Dabei lassen sich viele dieser Schwachstellen mit überschaubarem Aufwand absichern.

So beugen Sie rechtssicher vor

Vorbeugung beginnt weit vor dem Schadensfall. Wer Risiken systematisch analysiert und dokumentiert, reduziert seine Haftungswahrscheinlichkeit signifikant. In komplexen Lieferketten wird das zur Pflicht.

Fünf zentrale Präventionsstrategien:

  • Gefährdungsanalyse frühzeitig integrieren – bereits in der Entwicklungsphase.
  • Qualitätskontrollen dokumentieren – und regelmäßig auditieren.
  • Lieferantenverträge rechtlich prüfen lassen – Haftung darf nicht einfach „ausgelagert“ werden.
  • Schulungen für Mitarbeitende etablieren – speziell im Umgang mit sicherheitsrelevanten Prozessen.
  • Externe Beratung einholen – z. B. durch einen Anwalt für Produkthaftung, bevor es zum Konflikt kommt.

Diese Maßnahmen erhöhen nicht nur die Sicherheit, sondern stärken auch das Vertrauen bei Kunden, Partnern und Aufsichtsbehörden.

Der richtige Zeitpunkt für juristische Unterstützung

Drei Geschäftsleute im Gespräch, betrachten gemeinsam ein Klemmbrett

Viele Unternehmen holen sich rechtlichen Beistand zu spät – nämlich erst, wenn eine Klage oder ein Produktrückruf ansteht. Dabei kann ein Anwalt für Produkthaftung schon bei der Gestaltung von Verträgen, Handbüchern oder Prüfverfahren wichtige Impulse geben.

Relevante Einsatzbereiche für juristische Begleitung:

  • Vertragsgestaltung mit Zulieferern und Distributoren
  • Rechtssichere Rückrufkonzepte
  • Überprüfung technischer Dokumentation
  • Verteidigung im Haftungsfall
  • Präventive Audits und Compliance-Beratung

Die Investition in proaktive rechtliche Unterstützung ist deutlich günstiger als ein öffentlichkeitswirksamer Schaden oder langwieriger Rechtsstreit. Insbesondere bei Markteintritten in neue Länder oder bei innovativen Produkten empfiehlt sich eine enge Zusammenarbeit mit Experten.

🎙️ Interview mit Dr. Jana Bremer, Produktsicherheits-Expertin und externe Beraterin für mittelständische Industrieunternehmen

Frage 1: Was sind aus Ihrer Sicht die häufigsten Ursachen für Haftungsfälle im Mittelstand?
Dr. Bremer: Ganz klar: fehlende oder lückenhafte Prozesse. Viele Unternehmen verlassen sich auf ihr Bauchgefühl oder auf das Qualitätsmanagement – aber ohne klar dokumentierte Prüf- und Freigabeverfahren. Besonders bei Zulieferteilen wird oft zu wenig hinterfragt. So entsteht das Risiko nicht erst im Schadensfall, sondern in der Produktentwicklung oder der Serienfreigabe.

Frage 2: Wie kann ein Unternehmen konkret vorbeugen?
Dr. Bremer: Die wichtigste Maßnahme ist ein funktionierendes Risikomanagement – mit klaren Zuständigkeiten, Schulungen und einem sauberen Reporting. Wichtig ist auch, Verträge mit Zulieferern juristisch prüfen zu lassen. Ein spezialisierter Anwalt für Produkthaftung kann hier viel retten, bevor es teuer wird.

Frage 3: Was unterschätzen Unternehmen häufig im Umgang mit Haftungsrisiken?
Dr. Bremer: Viele glauben, dass Versicherungsschutz genügt. Doch der deckt keine Imageschäden oder Rückrufkosten in voller Höhe. Auch der Vertrauensverlust bei Kunden ist kaum bezifferbar. Wer Prävention ernst nimmt, ist auf der sicheren Seite – technisch und rechtlich.

Frage 4: Was würden Sie Geschäftsführern raten, die das Thema bislang aufgeschoben haben?
Dr. Bremer: Sofort aktiv werden. Eine erste Risikoanalyse dauert keine Wochen, bringt aber schnell Klarheit. Oft reicht schon ein gemeinsamer Workshop mit Produktion, Einkauf und einem Anwalt für Produkthaftung, um die größten Lücken zu identifizieren.

Warum Haftung Chefsache ist

Produkthaftung ist kein Thema für die Rechtsabteilung allein. Geschäftsführung, Produktion, Einkauf, Qualitätsmanagement – alle Bereiche tragen Verantwortung. Und im Ernstfall wird genau geschaut: Hat das Unternehmen alles Erforderliche getan, um Risiken zu minimieren?

Die Praxis zeigt: Haftungsprävention funktioniert nur, wenn sie strategisch gesteuert und unternehmensweit verankert ist. Dazu gehört nicht nur das Verständnis der juristischen Risiken, sondern auch eine Kultur, die Sicherheit priorisiert.

Ein Anwalt für Produkthaftung kann helfen, Verantwortlichkeiten klar zu definieren – intern wie extern – und Haftungsrisiken in konkrete Handlungspläne zu übersetzen.

Risiko ist planbar

Arbeiter mit Schutzausrüstung bedient eine Maschine

Produkthaftung ist kein Schicksal. Wer Risiken erkennt, bevor sie zum Problem werden, schützt nicht nur seine Kunden, sondern auch das Unternehmen selbst. Die größten Bedrohungen lauern nicht in spektakulären Einzelfällen – sondern im Alltag der Produktion. Wer vorbeugt, statt nur zu reagieren, verschafft sich einen klaren Vorteil. Und bleibt handlungsfähig – auch im Krisenfall.

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